Mit “Rush” kommt ein Film ins Kino, der über einen bloßen Rennfahrerfilm hinausgeht. Im Zentrum steht die Rivalität der beiden ungleichen Formel-1-Piloten James Hunt und Niki Lauda, basierend auf realer Sportgeschichte. Niki Lauda kennen junge Österreicher ja vorallem als den Experten mit dem roten Kaperl für alles was mit Motorsport und Fliegen zu tun hat. Kein Flugzeugunglück vergeht ohne seine Kommentare und auch als Werbeträger ist er bis heute präsent. Sein schwerer Unfall am Nürburgring ist ihm aber auf ewig ins Gesicht geschrieben. Rivale James Hunt dagegen ist schon 1993 an einem unspektakulären Herzinfarkt verstorben. So gesehen macht es Sinn, dass Niki Lauda – genial gespielt von Daniel Brühl – als Erzähler des Film fungiert. Die Geschichte setzt ein, als Lauda und Hunt (Chris Hemsworth) sich zum ersten Mal gegenüberstehen. Schnell schaffen es beide in die höchste Liga des Motorsports und das Duell um den Weltmeistertitel beginnt. Der Angelpunkt des Films ist ihre Rivalität, die wohl auch von den Medien befeuert wurde. Die Beziehung dieser zwei ungleichen Legenden macht “Rush” über den bloßen Sport hinaus interessant: Auf der einen Seite ist der blonde Playboy aus England – vorallem von seinen Frauengeschichten bekommt man einiges zu sehen. Lauda andererseits wird von Brühl als steifes, abseits der Rennstrecke etwas unbeholfenes Arbeitstier dargestellt, inklusive gewöhnungsbedürftigem österreichischen Akzent auch auf Englisch und der realistischen Maske nach dem Unfall. Beide sind auf ihre Art Sympathieträger, gemeinsam haben sie jedoch den zuweilen todesmutigen Ehrgeiz. Lauda meint an einer Stelle gar: “Das Glück ist dein Feind, es schwächt Dich, es lässt Dich zweifeln.”
Auch jene, die sich für das stundenlange Im-Kreis-Fahren im Männersport Formel 1 sonst nicht begeistern können, werden sich mitunter am Kinosessel festklammern. Der Nervenkitzel des sportlichen Duells ist in “Rush” nämlich eine perfekte Symbiose mit der Spannung im Kino eingegangen. Nicht nur was die eher kurzen Rennszenen betrifft; auch Drehbuchautor Peter Morgan (“Frost/Nixon”) liefert mit der Adaptierung dieser ‘kinoreifen’ realen Geschichte von 1976 eine vollends auf Zug und ‘Rush’ ausgelegte Dramaturgie. Negativ fällt höchstens die episch-überladene Musik von Hans Zimmer auf. Die Bildsprache mit ihren vielen Close-ups dagegen ist in einem rauen Retrostil gehalten und die schnellen Schnitte sind nirgendwo passender als in einem Rennfilm. So schafft es Regisseur Ron Howard (“Apollo 13”, Oscargewinner “A Beautiful Mind”) den Pathos des Gewinnens und Verlierens und die Psychologie des Ehrgeizes sauber ins Bild zu setzen. Ein Showdown auf höchstem handwerklichem Niveau, der in Amerika schon als Kandidat für einige Oscarnominierungen gehandelt wird.
[erschienen in Die Dolomiten, Print-Ausgabe vom Do 3.10.2013]
Ich dachte auch zuerst RUSH sei ein typischer Männerfilm mit wildem Motorengeheule und Reviermarkiere. Zwar ist beides im Film enthalten, aber Ron Howard fokussiert die Geschichte auf die Rivalität und weniger auf den Rennsport. Viel passiert auch abseits der Piste. Daher ist der Film auch was für das weibliche Geschlecht. 😉 Hier meine ausführliche Kritik: https://filmkompass.wordpress.com/2013/10/10/rush-2013/
Liebe Grüße von Franzi von filmkompass.wordpress.com