“Silver Linings Playbook (Il lato positivo)” ist einer der verücktesten Filme des vergangenen Jahres und einer der kraftvollsten. Es geht darin um Pat, der gerade aus der psychiatrischen Behandlung entlassen wurde. Er ist manisch-depressiv und rastete aus, als er seine Frau mit einem anderen Mann erwischte. Nun versucht er sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Wer bei dieser Ausgangslage ein tragisches Drama erwartet liegt aber falsch. “Silver Linings Playbook” ist im Grunde eine schnelle, überdrehte Romanze bei der die ernsten Untertöne lässig nebenbei anklingen und von einem netten Soundtrack begleitet werden. Pat zieht wieder bei seinen Eltern ein und will seine Ex-Frau zurückerobern. Robert DeNiro glänzt als Football-besessener, abergläubischer Vater. Bei einem Essen mit Freunden lernt er die emotional instabile Witwe Tiffany kennen. Zunächst eher genervt voneinander, finden diese beiden gebrochenen Figuren dann zunächst als Freunde zueinander. Tiffany überredet Pat mit ihr für einem Tanz-Wettbewerb zu trainieren; im Gegenzug soll sie seiner Frau Briefe übergeben. Jennifer Lawrence gewann für ihre Interpretation der Tiffany verdient den einzigen Oscar der 8 Nominierungen des Films. Ihr Spiel ist außerordentlich stark und zugleich anziehend und unzugänglich. Zusammen mit Bradley Cooper (eher bekannt aus den “Hangover” Filmen) erzeugt sie eine ungewöhnliche Energie, die sich erst langsam in Richtung Romantik bewegt. Höhepunkt der Story ist – wie könnte es anders sein – der Tanzwettbewerb. Pats Vater hat eine Doppelwette auf den Erfolg der beiden und auf ein Football-Spiel abgeschlossen und Pats Exfrau ist auch anwesend.
Was “Silver Linings Playbook” zu einem so ungewöhnlichen Film macht, ist die Mischung völlig unkonventioneller Zutaten und die Intensität dieser Mischung, die genauso schnell die Stimmung wechselt wie der finale Tanz. Eingefangen durch eine Kamera, die ebenso unruhig ist wie die Charaktere. Zum Beispiel in der Szene als Tiffany Pat beim Joggen verfolgt und sie sich gegenseitig ihre Verrücktheit an den Kopf werfen. Es sind Gegensätze, die einen ganz eigenen Charme erzeugen: das Setting im bekannt-friedlichen Vorstadt-Amerika mit seinen Einfamilienhäusern, in denen nur normale, glückliche, erfolgreiche Menschen wohnen sollten. Tanzen und Football. Die Liebe zweier Menschen, die mit sich selbst kämpfen. Die Liebe muss eben nicht immer kitschig sein.
[erschienen in Die Dolomiten, Print-Ausgabe vom 22.3.2013]